Seit fast einen halben Jahr muss, nein, sagen wir es höflich, darf ich nun so gut wie jeden Tag durch die ganze schöne Stadt Stuttgart fahren, um zur Arbeit zu gelangen. Jeden Tag vom Nord-Osten ganz in den Süden, mindestens eine halbe Stunde Fahrzeit eine Strecke* (das kann sich je nach Tageszeit locker auf das doppelte verlängern).
Es gibt derzeit ein Lied von Symphony X, welches ich in dieser halben Stunde sehr gerne höre: The Odyssey – Laufzeit 24:13, also fast die gesamte Fahrt.
Und heute morgen kam mir so der Gedanke, das passt ja wie Faust aufs Auge – mein Weg fühlt sich auf fast immer an wie eine Odyssee. Zitat Wikipedia:
In vielen Sprachen ist der Begriff „Odyssee“ zum Synonym für eine lange Irrfahrt geworden.
Ich habe mir angewöhnt, morgens „vor dem Berufsverkehr“ mich bereits auf dem Weg durch die Stadt zu machen, denn mir ist meine Freizeit extrem wichtig und mein Gleitzeitrahmen macht mir dies auch möglich. So brauche ich ziemlich genau und konstant die oben genannte halbe Stunde. Letzte Woche habe ich dann erstmals ausprobiert, wie es ist, eine Stunden später mitten im Berufsverkehr zu fahren – 20 Minuten mehr! Das frühe Fahren ist definitiv alternativlos! Der Abfahrtzeitpunkt entscheidet darüber, ob du fast eine Stunde mehr Freizeit am Tag hast oder nicht – echt wahnsinn!!!
Leider ist es nun so, dass bei wenig Verkehr die Qualität des Einzelnen viel besser zum Vorschein kommt!
Die Radfahrer
Die ersten Kilometer sind geprägt von Radfahrern! Egal wie hell ist draußen ist, egal wie kalt es draußen ist, es sind immer eine handvoll! Und da ja so wenig Verkehr ist, fahren sie fast alle nach dem Pipi Langstrum-Prinzip – Ich mach mir die Welt wiediwiediwie sie mir gefällt…
- Fahren auf der Straße, obwohl nebendran ein freier Fahrradweg ist
- Fahren über rote Ampeln, weil grade frei ist uns sie Schwung verlieren könnten
- weichen an der Kreuzung kurz auf den Gehweg aus, um danach wieder auf die Straße zurückzukehren, um sie die rote Ampel zu ersparen
- einer fuhr letztens um 6 Uhr morgen – stockdunkel – ohne Licht oder irgendwas anderem, das reflektiert, auf der Straße 😯
Die LKWs
Der Irrweg geht weiter ins Hafengebiet. Dort habe ich neulich mal beobachtt, wie es aussieht, wenn ein LKWs an der Kreuzung von rechts kommend grade noch so ziemlich deutlich bei Rot über die Ampel fährt!!! War ziemlich knapp….
Die Anti-Autofahrer
Weiter gehts den Berg rauf inkl. kleiner Spitzkehre. Mal mit Glück, mal mit großen LKW auf dieser Strecke (was zum Geier hat ein LKW auf dieser Strekce zu suchen???), aber im Durchschnitt gibt es an dieser Stelle deutlich mehr schlechte Autofahrer als LKWs. Die Fahrtechnik kam doch bei so manchem in Fahrschule ziemlich knapp. (Es mag aber auch ein paar Wenige geben, die so früh am morgen einfach noch nicht die richtige Dosis Kaffe intus haben!) Ein paar kleine Tipps:
- BITTE in der Kurve Gas geben und nicht durchrollen! Das klappt bergauf nicht immer…
- Und das Gaspedal befindet sich immernoch ganz rechts!
- Und die runden Schilder mit den Zahlen in der Mitte haben eigentlich auch eine Bedeutung! 👿
Weiter gehts durch ein Wohngebiet mit 30er Zone. Der Schleicher von eben rast wie ein blöder da durch! Oder ein weiterer großer LKW drückt sich durch die engen Gassen, die definitiv und hier explizit für LKWs verboten sind! Aber das Navi sagt doch, dass es hier lang geht….
Langsam geht es auf die Zielgerade, ein längeres Stück durch den Wald. Ich bin schon zu schnell unterwegs, aber offensichtlich zu langsam, denn ein „Kollege“ (ich weiß nur er arbeitet in der selben Firma) schafft es regelmäßig, mir entweder komplett in den Allerwertesten zu kriechen oder er überholt mich wie ein Irrer, sofern es der Verkehr erlaubt!!!
Die vorletzte Kreuzung ist erreicht – Linke Spur ist für Linksabbieger und Gradeausfahrer, die rechte nur für rechtsabbieger. Ich muss links, rechts nebenmir steht ein Mädel, Gesichtsausdruck leicht verwirrt, Marke „steh ich hier wirklich richtig???“. Für Rechts wird es grün, Sie sieht es, nimmt es zur Kenntnis, senkt wieder den Kopf zurück auf ihr Smartphone!!! Hinter ihr beginnt das zu erwartende Konzert „HUUUUUPPPP“! Sie schaut nochmal auf die Ampel, überlegt ob sie doch noch irgendwie auf meine Spur kommen kann, um den anderen Platz zu machen…. und biegt dann doch rechts ab.
Dann habe ich mein Ziel erreicht – und genügend Irrsinn gesammelt, um auf einen normalen Arbeitstag bestens vorbereitet zu sein. So sollte man zumindest meinen 🙄
Ein paar Stunden später geht die Odyssee dann wieder zurück. Leider lässt sich dann meist nicht steuern, ob man vor dem Berufsverkehr durchkommt oder mitten drin…..
* ich weiss, dass viele von euch deutlich weitere Strecken zur Arbeit fahren und dabei auch deutlich länger unterwegs sind und auch häufiger im Stau stehen. Aber ich hatte mir meine Stelle durchaus auch deswegen ausgesucht, damit ich nur noch 3 Kilometer Wegstrecke habe, die ich sogar zu Fuss schneller schaffte, als es ich heute mit dem Wagen schaffe. Und Öffis sind auch keine Alternative, denn da ist unter einer Stunde gar nichts zu schaffen.
