Kann man sich eigentlich über die Bahn wegen Ruhestörung beschweren??? Denn eigentlich sind die Bereiche, in denen die Bahn laut ist klar abgegrenzt. Und es ist ja nicht so, als ob die Gleise von heute auf morgen woanders langlaufen können. Und außerdem liegt ja dafür auch mit Sicherheit eine Genehmigung vor, die die Meinung der Anwohner zum Schweigen zwingt. Trotzdem hat es die Bahn geschafft, mich – und garantiere auch alle anderen in userer Stadt – massiv zu stören! Und ich wohne bestimmt mindestens 2 km weg von den nächsten Gleisen und höre NIE auch nur irgendwie einen Zug, wenn er durch unsere Stadt fährt. Denn jetzt kam es zur folgenden Situation…
Es ist ein Samstag Abend, ca 23 Uhr, im August. Ich liege im Bett, wie immer das Fenster offen, denn ansonsten kann ich nicht schlafen. Kaum ist das Fenster offen geht es lös: „üöüöüöüöüöüöüöü“ (Das soll jetzt mal einfach einen laute, kilometerweit zu hörende Sirene sein) !!! Eine Minute später wieder „üöüöüöüöüöüöüöü“. Danach zwei Minuten später wieder „üöüöüöüöüöüöüöü“. Und wieder „üöüöüöüöüöüöüöü“. Und wieder „üöüöüöüöüöüöüöü“…. Es wirkt als ertönt dieses nervtötende Geräusch jede Minute. Es klingt so, als würde der Wecker des Nachbarn jede Minute klingen. Einschlafen? Wie den, wenn der Blutdruck jede Minute radikal ansteigt und die Aggresion in einem stetig bis zum Wahnsinn ansteigt??? Zum Glück gelingt es mir dann doch irgendwann und mit Hilfe eines Hörbuches einzuschlafen.
Sonntag abend? Kopiert einfach den letzten Abschnitt. Lediglich stand der Wind besser, wodurch der Lärm nicht so laut war.
Wodurch weiß ich, dass der Lärm von der Bahn kommt? Aus Erfahrung! Unsere letzte Wohnung war deutlich näher an den Bahngleisen. Und daher sind wir selber häufiger von der nächsten S-Bahnstation losgefahren. Und zufälligerweise war an dieser Station auch mal eine Gleisbaustelle, wo man die Sirene hautnah miterleben könnte. Sie hat den Zwecks, die Bauarbeiter vor heranfahrende Zügen zu warnen. Definitiv eine sinnvolle Sachen, keine Fragen. Unterstützt wird die Warnung sogar noch durch organgene Warnleuchten. Die Sicherheit der Arbeiter ist höchstes Gebot!
Außerdem kennen wir es doch von der Straße, Sommerferien = Baustellenzeit!
ABER – rechtfertigt das eine Ruhestörung von zehntausenden anderen Mitmenschen? Gibt es im 21. Jahrhundert nicht andere Wege, die genauso sinnvoll schützen, aber andere nicht so penetrant stören??? Kann man den Bauarbeiter nicht einen Vibrationswarner oder meinetwegen auch einen kleinen Elektroschocker ans Bein binden, der sie warnt? (Wahnsinn födert die Kreativität 😉
) Vermutlich gibt es die, aber dazu müsste die Bahn vermutlich Geld ausgeben, welches sie dank solch toller Projekte wie Stuttgart 21 nicht hat. Gar nicht auszudenken die zu beschaffenden Mengen, die die Bahn bräuchte für ihr marodes Schienennetz! Oder noch schlimmer, es muss wohlmöglich gar noch ein Gesetz geändert werden, um andere Warnmittel einzusetzen. Im Bürokratiestaat Deutschland kann das Jahrzehnte dauern. Vielleicht sollte man mal eine Petition starten…
Und noch mehr ABER – wieso geht dieses „üöüöüöüöüöüöüöü“ am Samstag abend jede Minute los????? Ich glaube kaum, dass um diese Zeit jede Minute ein Zug durchfährt, das wäre mal was ganz neues bei der Bahn! Oder haben die genialen Planer der Bahn es geschafft, Baustellen mit einem Abstand wie U-Bahnstation von nur ein paar hundert Metern einzurichten – und dadurch einen Sirenen-Dominoeffekt auszulösen, sobald ein Zug kommt??? Wir erinnern uns, Sommerferien = Baustellenzeit, wäre doch also gut möglich, eine viel befahrene Strecke in diesen Wochen druckzusanieren… Aber verabschieden wir uns derweil doch langsam von dem Märchen, dass Ferien zur Erholung da sind. Zumindest nicht, wenn man daheim bleibt. Ach ja, ich hab ja grade eh noch keinen Urlaub…
Jetzt ist Montag Vormittag. Bei offenen Fenster hört immernoch alle paar Minuten „üöüöüöüöüöüöüöü“. Nur kommt mir das deutlich seltener vor, also vielleicht alle 5 statt jede Minute. Und um diese Zeit glaub ich auch, dass mehr Züge fahren.
[Update 20.08.2014]
Heute finde ich diesen Artikel bei der Stuttgarter Zeitung:
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.warnanlage-in-bad-cannstatt-warnanlage-manipuliert-polizei-ermittelt.9199db26-ccb1-4eaa-b6a6-d3d7d5fb2468.html
Scheinbar bin ich nicht allein… (Siehe auch hier) Und damit wären vielleicht die oben erwähnten kurzen Intervalle erklärt. Das ist aber auch schon alles positive daran. Ansonsten ist das echt zu verurteilen, denn wie ich schon oben schrieb, Sicherheit ist das alleroberstes Gebot.
Es ist definitiv ein Grundsatzproblem, das aus meiner Sicht gelöst werden muss. Da hilft es auch nichts, wenn die Sirenen im richtigen Winkel zu den Wohnhäusern stehen, denn – wie gesagt – ich wohne nicht mal annähernd in Gleisnähe und höre die Sirene trotz gut genug, um beim (Ein-)Schlafen gestört zu werden. Und solange es keine neue Lösung dafür gibt, bleibt uns nichts anderes übrig als die Ruhestörung zu ertragen…
