Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, das ist ja allgemein bekannt. Und nichts steht mehr für Gewohnheiten wie der Begriff Alltag. Zu diesem Alltag gehört auch die immer wieder selbe Fahrt zur Arbeit – morgens hin und abends wieder zurück, und das im sogenannten Berufsverkehr (auch irgendwie ein Synonym für eine Gewohnheit).
Wir alle kennen unseren Weg in und auswendig. Daher merken wir sofort, wenn etwas anders ist als wir es gewohnt sind. Ist plötzlich viel weniger los auf den Straßen, können wir uns denken, daß Schulferien sind. Hab ich auf meiner Strecke in Stadtteil Burgholzhof einen Schleicher vor mir, welcher die 50 km/h nicht annähernd schafft, weiss ich, der oder die will zum Krankenhaus. Gibt es an manchen Stellen plötzlich Stau, wo der Verkehr bisher immer floss, wissen wir auch, daß etwas nicht stimmen kann. Ist wieder woanders eine Straße gesperrt, der viele zu einer Umleitung zwingt? Gibt es, wie so häufig, mal wieder Störungen und Ausfälle bei U- und S-Bahn? (ist auch schon zur Gewohnheit geworden in Stuttgart!) Wurde plötzlich mal wieder eine Baustelle eingerichtet, wie immer ohne jegliche Vorwarnung? Ist mal wieder die Straße verstopft dank intelligent parkender oder auch immer häufiger liegenbleibender Fahrzeuge?
Die Konsequenz bei Stau ist immer die gleiche: Wir regen uns so lange auf, bis wir wissen, woran es lag. Oder zumindest solange, bis wir wieder normal fahren können. Denn seit dieser Woche treiben mich zwei Ampeln zur Verzweiflung, die die Wochen davor nie auffällig wurden und an denen die Stadt Stuttgart eine regelrechte Verschlimmbesserung durchgeführt haben muss! Und ich kann einfach nicht verstehen, warum!
An der ersten Ampeln stand ich früher selten und wenn eher kurz. Nun steh ich lang und fahr ich kurz! Die Grünphase wurde aus meiner Richtung so stark verkürzt, daß nur noch maximal vier bis fünf Fahrzeuge es schaffen können. Dazwischen heißt es „eine gefühlte Ewigkeit warten…“. Ich versuch ja immer, Dinge von anderen Standpunkten aus zu betrachten, um zu Verstehen, warum Anpassungen vorgenommen wurden. Vielleicht brauch ja eine andere Strecke an der Ampel länger grün, da es denen früher so ging wie mir jetzt? Aber nachdem ich mir das jetzt ein paar mal angesehen habe und feststellen müsste, dass während meiner Rotphase bestimmt eine Minute lang überhaupt kein Fahrzeug über die Kreuzung fährt, bleibt mir nur ein Fazit: Stuttgart – setzen 6! Bedarf falsch ermittelt. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt, daher hoffe ich einfach mal, daß der Kollege, der die Ampel von Berufsverkehr morgens auf Berufsverkehr abends umstellt einfach nur mal kurz im Urlaub ist…
Nicht besser ist es an Ampel zwei, die mir jeden Abend auf dem Hallschlag auf meinem Heimweg im Weg steht!! Hier war bis vor kurzem in meiner Richtung wegen einer Baustelle die Linksabbiegerspur gesperrt. Der ganze Verkehr wurde auf einer Spur gradeaus umgeleitet. Und das war deutlich schneller und mit deutlich weniger Rückstau verbunden als jetzt, wo wieder zwei Spuren für links und gradeaus zur Verfügung stehen. Ich als Anhänger der Logik grusel mich…
Ich bin echt am Überlegen, ob die Kategorie „WN-Diarys“ überhaupt noch richtig ist. Denn Stuttgart verdient es immer mehr, mit an den Pranger gestellt zu werden. Es fehlt nicht mehr viel…
Allgemein können wir Autofahrer nur hoffen, dass die Industrie möglichst bald mit gut funktionierenden Lösungen daher kommt, die uns frühzeitig über Staus und deren Ursachen auf allen Strecken informieren können und uns jede Menge Nerven sparen können (vielleicht könnt man das Gesundheitswesen an der Finanzierung beteiligen 😉 ). Die Ansätze sind da und sie sind gut. Sei es nun durch ein vernetzes Konzept wie Car-2-X oder verschiedene Smartphone-Apps wie diverse Blitzer-Apps oder Waze, welche auf Interaktion in der Community basieren und jeder Störungen melden kann. Aber es kann nur funktionieren, wenn sehr viele hier mitmachen und die Systeme möglichst einfach (und selbstständig) mit Daten gefüttert werden. Aber das wird vermutlich noch ein langer Weg werden.
Oben hab ich ja geschrieben, man merkt, dass Ferien sind, wenn auf der Straße im Berufsverkehr weniger los ist. An der These verzweifle ich die letzten zwei Tage leider auch ein bisl. Es ist zwar weniger los, aber von der Qualität her fühlt es sich an, als ob dafür deutlich mehr unsichere Freizeitfahrer, sogenannte Sonntagsfahrer, unterwegs sind!!! Da wird der Verkehr bei Einfädelspuren aus Unfähigkeit, die Spur zu wechseln, komplett ausgebremst, oder die Spur von links nach rechts gewechselt, ohne mal zu schauen, ob zufällig grade neben einem jemand fährt. Auch wenn es nicht gekracht hat in meinen Fällen, es ist zum heulen…
Übrigens sieht es dann so aus, wenn mal wieder ein LKW die Tiefgarageneinfahr bei der Arbeit fast zuparkt und damit einen Rückstau verursacht, der fast immer einen Kilometer geht (heute ausnahmsweise nicht, obwohl es diesmal sogar zwei LKWs waren). Die öffentliche Straße wird zu Ladefläche auf Kosten der Allgemeinheit. Kennzeichen von dem hier: WN

